Dass Produkte und vor allem auch das Packaging „gut“ gestaltet sein müssen, ist wohl kein Streitpunkt. Und von Design Thinking haben die meisten auch schon einmal gehört.
Woher aber wissen wir, was „gutes“ Design ist? Wie läuft ein Design Thinking Prozess genau ab und wofür können wir ihn einsetzen? Genau das erfahrt Ihr im folgenden Beitrag.
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Die Idee
Hinter Design Thinking steht die Überzeugung, dass sich Innovationen nicht (nur) zufällig ergeben, sondern methodisch gefördert werden können, durch ein kreatives und systematisches Miteinander verschiedener Fachrichtungen und Hintergründe.
Design Thinking wird bereits seit den 1990er Jahren praktiziert, zunächst vor allem in den USA. Diese Methodik hat Bestseller wie Kinderzahnbürsten mit dicken Griffen hervorgebracht. Das ist übrigens typisch für Design Thinking: Es können durchaus die kleinen Dinge sein, die den Unterschied von erfolglos zu erfolgreich bedeuten. Wichtig ist, dass der Nutzer, und nur der Nutzer, in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt wird.
Der „Double Diamond“ im Design Thinking
Im Design Thinking haben wir gute Erfahrungen gemacht mit der Anwendung des „Double Diamond“-Prozesses. Das könnt Ihr Euch ganz bildlich vorstellen: Es geht darum, das Feld erst weit zu öffnen, um es dann auf die wichtigsten Erkenntnisse wieder zu verengen. Danach macht man das Ganze noch einmal, wie in einer doppelten Diamanten-Form.Die vier Schritte im Überblick:
1. Empathize
Hier geht es darum, den Nutzer zu verstehen – und nicht nur zu meinen zu wissen, was er fühlt und denkt. Empathie für den Nutzer wird zum Beispiel durch Anwender-Interviews, Beobachtungen oder auch Gespräche mit verschiedenen „front-line“ Kolleg*innen aus dem Customer Service, der Marktforschung oder den Shops, aufgebaut. Customer-Centricity steht im Fokus der Arbeit: Im Workshop versetzen wir uns tief in den Nutzenden hinein und lernen ihn so gut kennen, dass sein Verhalten vorhersehbar wird.
2. Define
Basierend auf den Erkenntnissen aus der ersten Phase wird das Problem fokussiert. Dafür kann es hilfreich sein, Personas zu erstellen, die entweder auf einem Nutzenden beruhen oder aus mehreren Nutzer zusammengeführt werden.
Alle im Prozess folgenden Ideen und Prototypen werden stets auf die Nützlichkeit für die entwickelte Persona, als den Nutzer getestet.
Ziel dieser Phase ist es dann, das tatsächliche Problem des Nutzers herauszuarbeiten. Hierbei kann es zu überraschenden Erkenntnissen kommen, so wird aus dem angenommenen Problem „Die Nutzer*innen wollen ihre Daten nicht pflegen“ das tatsächliche Problem „Die Nutzer*innen finden sich im System nicht zurecht“.
Die Erkenntnisse aus dem ersten „Diamanten“ können überraschend sein. Sie sind die Basis für ein wirklich gutes Produkt, für eine wirklich gute Lösung.
3. Ideation
Das Problem ist fokussiert und nun wenden wir uns der Lösungsfindung zu. Hier werden in kurzer Zeit möglichst viele Ideen generiert, bildlich gesprochen „öffnet sich der zweite Diamant“. Dabei gilt Quantität vor Qualität, denn es ist wahrscheinlicher bei 500 Ideen eine innovative Idee zu finden, als bei fünf. Hier setzen wir verschiedene Kreativitätstechniken ein, vom gemeinsamen bis hin zum individuellen Brainstorming.
4. Protype und Test
Der zweite Diamant des Design Thinkings verengt sich, das heißt, das Team wählt die Ideen mit dem höchsten Potenzial aus und beginnt umgehend mit dem Bau von Prototypen. Das muss nicht immer ein physischer Prototyp sein, wie die dicken Zahnbürstengriffe für Kinderhände, sondern es kann genauso gut auch das Customer Interface einer Website, der Flow in einer App, ein interner Prozess in HR oder die Entwicklung eines neuen Learning & Development-Programms sein.
Die Stärke des Prototype und Test-Schrittes liegt darin, dass Ideen veranschaulicht werden: So können wir erstens sicherstellen, dass alle das Gleiche meinen und außerdem hilft die Visualisierung, weitere neue Ideen zu generieren und noch besser zu werden.
Wichtig ist auch, dass der Prototyp schnellstmöglich zum Test an den Nutzer geht. Je früher wir Feedback erhalten, umso besser. „Fail fast to succeed sooner“ ist nicht nur das Erfolgsrezept von Amazon, sondern mittlerweile auch von vielen anderen Unternehmen.
Design Thinking ist iterativ, nicht linear.
Zu jedem Zeitpunkt im Design Thinking Prozess wird das Ergebnis in Hinsicht auf den/die Nutzer*in in Frage gestellt und getestet, ob das Entwickelte gewünscht, gewollt und hilfreich ist. Der Prozess ist stark iterativ (oder auch „agil“), um die bestmögliche Lösung zu finden.
Dass die iterative, agile Entwicklung bester Lösungen nicht nur für die externen Kunden eingesetzt werden kann, beweist der TV-Sender SKY in England. Hier werden große Teile von Personal und HR, wie die Entwicklung neuer Learning- und Development-Programme genau nach diesen Prozess-Prinzipien gestaltet. Siehe dazu das Interview mit Tracey Waters.
Zusammenfassend kann man sagen, dass beim Design Thinking in strukturierten Schritten also zunächst in der Ideenentwicklung divergiert wird und im Anschluss konvergiert wird. Aus den entwickelten Ideen werden diejenigen herausgesucht, die aus Teilnehmersicht das größte Potenzial haben. Sie werden im nächsten Schritt prototypisiert, durch Testen am Nutzer validiert und stetig weiterentwickelt.
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